Offener Brief
Frankfurt, 3.11.2025
Offener Brief an
Tina Zapf-Rodríguez, Stadträtin und Dezernentin für Klima, Umwelt und Frauen
Hans-Georg Dannert, Leiter des städtische Klimareferats in Frankfurt
Sehr geehrte Frau Zapf-Rodríguez,
sehr geehrter Herr Dannert,
seit dem 29.9.25 liegen mit der Bestands- und Potenzialanalyse von Fraunhofer IFAM und Mainova AG wichtige Zwischenergebnisse in der kommunalen Wärmeplanung Frankfurt vor.
Als Bündnis Wärmewende, ein Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Akteure, das sich zusammengefunden hat, um vor dem Hintergrund der rasant steigenden Erderwärmung und einer Wohnungs- und Gerechtigkeitskrise einen Teil zur sozial-ökologischen Transformation unserer Stadt beizutragen, haben wir die Präsentation dazu, die sich auf der Homepage des Teams Klimaschutz Frankfurt findet, mit großem Interesse gelesen.
Wir begrüßen sehr die Analyse der Wärmeerzeugung ohne Gas, Öl oder Kohle und hätten hierzu jedoch einige Fragen.
Darüber hinaus möchten wir gerne mit Ihnen in Diskussion über die Potenzialanalyse treten, da wir als Bündnis Wärmewende damit der Aufforderung an die Stadtgesellschaft insgesamt zur aktiven Beteiligung an den Klimaschutzaktivitäten nachkommen möchten, wie sie im Beschluss „Klimaneutrales Frankfurt 2035“ von 2022 eingefordert wird. Es ist uns sehr daran gelegen, dass bei den nächsten Schritten der kommunalen Wärmeplanung diese ermittelten und weitere Potenziale möglichst stark für Frankfurts zukünftige Wärmeversorgung berücksichtigt und die Rahmenbedingungen dafür sinnvoll gesetzt werden.
Konkret haben wir folgende Fragen bzw. möchten die folgenden Diskussionsanstöße geben:
- Auf welchen konkreten Annahmen und Klimaszenarien beruhen die drei Szenarien der Sanierungsraten?
- Fließt eine CO2-Bepreisung in die Wirtschaftlichkeitsberechnung ein und falls ja, welcher CO2-Preis wird zugrunde gelegt?
- Bestehende Barrieren, z.B. Ressourcenengpässe bei Handwerk und Kapital (S.4), der Stromnetzanschlusskapazität (S.50/51), bei regulatorischen Vorgaben (S.24, S.26) oder den Anforderungen an die Vorlauftemperatur des Fernwärme Netzes (S.17) werden in der Studie benannt.
Ist geplant, eine Strategie zur Überwindung dieser Transformationshindernisse zu erarbeiten? - Bis wann ist mit den Potenzialbestimmungen und Wirtschaftlichkeitsbewertungen zur Tiefengeothermie (S.36) zu rechnen?
- Welche rechtlichen und planerischen Hebel prüft die Stadt, um Anreize bei der Nutzung der Rechenzentrumsabwärme (S. 39) zu schaffen?
- Wie wird sichergestellt, dass alle Möglichkeiten identifiziert werden, um die Bürger:innen Frankfurts vor unbezahlbaren Preisen für fossile Energien (im Falle eines ungeordneten Gas-Ausstiegs) zu bewahren?
- Können Sie die Einladung eine:r Vertreter:in des Wärmewende-Bündnisses zu den nächsten Stakeholder-Treffen veranlassen?
Gerne würden wir uns in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen über diese Punkte austauschen. Würden Sie uns dazu einen Terminvorschlag zusenden?
Wir denken, dass damit Bedenken in der Zivilgesellschaft frühzeitig ausgeräumt und aus unserer Sicht nicht genügend berücksichtigte Aspekte bereits vor Fertigstellung einbezogen werden können, was der Akzeptanz der kommunalen Wärmeplanung in der Stadtbevölkerung nur dienen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Das Bündnis Wärmewende Frankfurt
